1662 von Jacob von Sandrart gegründet, ist die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg die älteste Kunstschule im deutschsprachigen Raum. Die freien und angewandten Künste bilden seitdem die zentralen Lehrbereiche, wenn auch die Gewichtung im Laufe der Jahrhunderte in die eine oder andere Richtung verschoben wurde.
Heute ist die Ausbildung gekennzeichnet durch interdisziplinäres Agieren, durch den Dialog zwischen den freien und den angewandten Disziplinen. Sie wird gestützt durch neue Studiengänge und ergänzt durch eine medientechnologische Ausbildung.
1954 konnte die Akademie nach vorübergehendem Aufenthalt im Deutschordensschloss in Ellingen in eigene, von Sep Ruf entworfene Bauten im Waldgebiet am Nürnberger Tiergarten umziehen. Die transparente Pavillonarchitektur im Osten der Stadt – die erste denkmalgeschützte Nachkriegsarchitektur Süddeutschlands – wurde mehrfach erweitert, so zuletzt durch einen Neubau von Hascher Jehle Architektur, der im April 2013 fertiggestellt wurde.
Literatur (Auswahl):
- 350 – Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Festschrift zum 350. jährigen Jubiläum. Hrsg. von der AdBK Nürnberg, Nürnberg 2012.
- Geartete Kunst. Die Nürnberger Akademie im Nationalsozialismus. Hrsg. von der AdBK Nürnberg, Nürnberg 2012.
- Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Hrsg. von der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, Nürnberg 1999.
Hier kann die Forschungsliteratur zur AdBK Nürnberg eingesehen werden.
Chronologie
1662
Gründung der Kunstakademie
Der Kupferstecher und Kunsthändler Jacob von Sandrart gründet 1662 zusammen mit dem Mathematiker, Astronomen und Stecher Georg Christoph Eimmart, dem Maler und Architekten Elias von Goedeler sowie dem Ratsherrn Joachim Nützel eine „Maler-Academie“ in Nürnberg. Es ist die erste Kunstakademie im deutschsprachigen Raum. Die Zusammenkünfte finden zu Beginn in Sandrarts Wohnung statt. Hier treffen sich Künstler und interessierte Laien, um gemeinsam zu zeichnen und über Kunst zu diskutieren. Nach wenigen Jahren übernimmt die Stadt Nürnberg die alleinige Trägerschaft der zunächst aus privaten Mitteln geförderten Anstalt. Der international berühmte Maler, Kupferstecher und Literat Joachim von Sandrart bekommt nun die Leitung übertragen.
1672 bis 1819
Orte der Malerakademie
Im Jahr 1672 mietet die Malerakademie einen Raum in der „Rose“ am Kornmarkt für ihre Zusammenkünfte und zieht bereits zwei Jahre später in ein größeres, mietfreies Zimmer des ehemaligen Barfüßer- und Minoritenkloster um. Seit 1699 befindet sich die Akademie in den Räumen des Katharinenklosters, wo sie mit einer Unterbrechung von 1814 bis 1817 als das Anwesen zum russischen Lazarett umfunktioniert wird, bis 1819 verbleibt. Danach wird die Institution in Zimmer der Burg verlegt. Eine erneute Umsiedlung erfolgt 1833 in das Landauer Zwölf-Brüder-Haus. Dort bleibt die Akademie bis zu ihrem Umzug in den Neubau in der Flaschenhofstraße Ende des 19. Jahrhunderts.
1716
Gründung der Zeichenschule
Eine „Zeichenschule“ zur Ausbildung von Kunsthandwerkern wird 1716 in Nürnberg gegründet. Die beiden reichsstädtischen Institutionen stehen von Anfang an in engem Kontakt. Die Zeichenschule dient vor allem der Nachwuchsförderung und solle den Kunsthandel sowie das Kunst- und Bauhandwerk in der Reichsstadt fördern und durch eine gehobene Qualität konkurrenzfähig halten. Bereits 1718 wird die Zeichenschule der Akademie angegliedert. Nach fast vierzig Jahren wird sie wieder eigenständig und schließlich 1843 geschlossen.
1820/21 bis 1833
Königliche Kunstschule, Kunstgewerbeschule
Die Nürnberger Akademie wird 1820/21 in „Königliche Kunstschule“ umbenannt. An Aufbau und Lehre ändert sich zunächst nichts, jedoch geht der Akademiestatus bereits nominell verloren. Vom Übergang der vormals freien Reichsstadt an das Königreich Bayern zu Beginn des 19. Jahrhunderts profitieren Handel und Gewerbe in Nürnberg, nicht aber die Kunstlandschaft. König und Landesregierung verfahren nach dem Prinzip „In Nürnberg Industrie – In München Kunst“ und degradieren die Nürnberger Akademie 1833 zur „Kunst- und Kunstgewerbeschule“. Die Lehre orientiert sich nun ausschließlich an den Bedürfnissen des Kunsthandwerks.
1928
Staatsschule für angewandte Kunst
Seit der schrittweisen Zurückstufung im frühen 19. Jahrhundert ist das Bestreben in der Schule vorhanden, den Akademietitel wieder zu erlangen. 1928 erfolgt eine Umbenennung der Anstalt in „Staatsschule für angewandte Kunst“. Dies bringt keine Statusänderung mit sich. In Nürnberg wird weiterhin nur angewandte Kunst gelehrt, nicht aber freie Kunst. Bereits seit 1897 ist die Schule in einem großzügigen Neubau in der Flaschenhofstraße untergebracht.
1940
Ernennung zur Akademie
Mit einem Erlass des Reichsministers für Wissenschaft und Erziehung vom 16. April 1940 wird die Staatsschule für angewandte Kunst zur „Akademie der bildenden Künste in der Stadt der Reichsparteitage Nürnberg“ erhoben. Der Nürnberger Oberbürgermeister Willy Liebel setzte die Rangerhöhung durch. Für ihn ist die Rückkehr der Kunstschule in die vorderste Reihe der deutschen Akademien ein Mosaikstein in der Vervollkommnung seines Nürnbergbildes, das vom Mythos um Alt-Nürnberg, um Dürer und Sachs, Fachwerk- und Butzenglasromantik bestimmt ist. Die „deutscheste aller deutschen Städte“, wie Liebel die Stadt gerne nennt, ist durch die jährliche Inszenierung der Reichsparteitage rasch zum kultischen Zentrum des NS-Staates geworden. Eine Kunsthochschule ersten Ranges sollte da nicht fehlen.
1943
Umzug nach Ellingen
Die Akademieerhebung bringt wenig Neues im Studienablauf mit sich. Aufgrund kriegsbedingter Einschränkungen können keine grundlegenden Veränderungen vorgenommen werden. Es müssen jedoch einige Lehrkräfte aus dem angewandten Bereich die Schule verlassen. Deren Klassen werden zugunsten neuer Fächer der freien Kunst geschlossen. Beim Luftangriff auf Nürnberg vom 10./11. August 1943 erleidet das Akademiegebäude schwere Schäden. Der Unterricht kann dort nicht fortgesetzt werden. Ein Ausweichquartier im ehemaligen Deutschordensschloss in Ellingen, etwa fünfzig Kilometer südlich von Nürnberg, ist schnell gefunden. Dort prägen Mangelverwaltung und Improvisationsgeschick den Unterricht bis Kriegsende.
1956
Rückkehr nach Nürnberg
Die Kunstakademie nimmt im Mai 1946 den Lehrbetrieb in Ellingen wieder auf. Bis zur Rückkehr nach Nürnberg vergeht noch einige Zeit. Ein Neubau von Sep Ruf in der Bingstraße, nahe des Nürnberger Tiergartens, wird 1956 fertiggestellt. In den Vorjahren ist schon schrittweise mit dem Umzug in die Pavillons begonnen worden.
1985-2013
Außenstelle Lauf
Seit 1973 konnten in Nürnberg Kunsterzieherprüfungen abgehalten werden. 1985 zieht die Abteilung der Kunsterziehung in das Wenzelschloss in Lauf an der Pegnitz um und bildet die Außenstelle für Lehramtstudenten. 2010 wird vom bayerischen Landtag der Ausbau der Nürnberger Gebäude genehmigt. Zum Sommersemester 2013 kann die Akademie das Schloss als Außenstelle aufgeben und den Erweiterungsbau vom Berliner Architekturbüro Hascher Jehle Architektur beziehen.
2012
350 Jahre Akademie
Im Jahr 2012 feiert die Akademie, die sich heute als Nürnberger Kreativlabor mit offenem Forschungsauftrag versteht, ihr 350-jähriges Gründungsjubiläum. Mit Ausstellungen in den Museen der Stadt Nürnberg, im Neuen Museum und Auf AEG wird historisches und aktuelles Schaffen in und um die Akademie präsentiert. Internationale Wissenschaftler:innen, Künstler:innen und Kunstkenner:innen treffen sich zu Symposien und Festivals, zur Einweihung unseres Neubaus und zur traditionellen Jahresausstellung. Im Rahmen der „Blauen Nacht“ 2012 präsentieren die Studierenden herausragende Werke in der Nürnberger Altstadt. Eine große Festschrift im Verlag für moderne Kunst begleitet das vielfältige Jubiläumsprogramm.
2013
Einweihung und Bezug des Erweiterungsbaus
Der Erweiterungsbau der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg von Hascher Jehle Architektur wurde am 25. April 2013 feierlich eröffnet. Seit Beginn des Sommersemsesters 2013 können alle Studierenden gemeinsam auf einem Campus unterrichtet werden.