Der Kunstverein Nürnberg hat bis zum 2. Dezember Studierende der Klasse Eydel der AdBK Nürnberg mit ihrem kollektiven, gleichermaßen recherchebasierten, interventionistischen und partizipativen Ausstellungsprojekt always complain, always explain zu Gast, in dem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichsam überlagern.
Vor dem Hintergrund aktueller lokaler, gleichwohl für die 2020er Jahre repräsentativer erinnerungspolitischer, kunstbetrieblicher und städtebaulicher Entwicklungen beschäftigen sie sich mit den Fragen, welche Rolle die Gegenwartskunst in der Gegenwart spielt, welche Funktion ihr innerhalb dieser unterschiedlichen Diskurse zugewiesen wird, welche Möglichkeiten und Räume ihr zur Verfügung stehen, inwieweit Künstler:innen in diese Diskurse eingebunden sind, und wie sie sich, sowohl künstlerisch als auch als Künstler:innen – und im Rahmen der Ausstellung always complain, always explain durchaus in der Tradition institutionskritischer Praktiken des späten 20. Jahrhunderts – intervenierend, informierend, reflektierend und kritisierend in die stadt- und gesamtgesellschaftlichen Debatten einbringen können.
Mit Anna Boldt, Ulf Herold, Jason Hess, Laura Michèle Kniesel, Kira Krüger, Mily Meyer und Max Pospiech nehmen nun sieben, überwiegend in den 1990er Jahren geborene Studierende aus der Klasse Eydel an der hiesigen Akademie der Bildenden Künste diesen blinden Fleck unter lokalen Vorzeichen in den Blick. Unter der Leitung des künstlerischen Mitarbeiter Florin Weber, der an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Joachim Brohm und Dr. Ines Schaber studiert hat, beschäftigen sie sich in der kollektiv erarbeiteten, installativ und partizipativ angelegten Ausstellung always complain, always explain vor dem Hintergrund des geplanten Kulturareals Kongresshalle mit Fragen nach der Produktion, der Rezeption und der Rolle zeitgenössischer Kunst in Nürnberg. Dabei sind auch Überlegungen zum Verhältnis von Gegenwart und Vergangenheit, von Zeitgenossenschaft und kunst-, zeit- und stadtgeschichtlichen Aspekten relevant, auch und gerade im Hinblick auf die Geschichte der Akademie der Bildenden Künste und des Kunstvereins.
Die dokumentarische Ausstellung Der Kunstverein Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft im Nationalsozialismus ff. veranschaulichte jüngst die enge Verzahnung zwischen der 1940 neu gegründeten Kunstakademie, dem gleichzeitig boomenden Albrecht-Dürer-Verein und den zahlreichen Kunst-am-Bau-Aufträgen für Künstler:innen auf dem Reichsparteitagsgelände und darüber hinaus.
Published: 10/16/2023