Der Kulturpreis der Dr. Franz und Astrid Ritter-Stiftung für Bildende Kunst 2025 geht an die AdBK Absolventin Gloria Sogl. Sie erhält ein Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro sowie eine Einzelausstellung im Weytterturm Straubing. Die Preisverleihung findet am Freitag, 27. Juni statt, gleichzeitig startet die Ausstellung, die dann bis 3. August zu sehen ist.
Gloria Sogl studierte von 2016 bis 2022 in derKlasse für Freie Malerei von Prof. Susanne Kühn und in der Klasse Freie Kunst mit Schwerpunkt Malerei bei Prof. Michael Hakimi, der sie 2022 zur Meisterschülerin ernannte.
Gloria Sogl verschmilzt in ihren Arbeiten traditionelles Handwerk mit digitaler Technologie. Ihr bevorzugtes künstlerisches Medium sind Tapisserien, die auf handbetriebenen digitalen und vollautomatischen Jacquard-Webstühlen entstehen. Für ihre Motive überlagert sie gesammeltes Bildmaterial digital zu komplexen visuellen Informationen, die im Webprozess weiter verdichtet werden – teilweise bis zur Unleserlichkeit. Diese Transformation übersetzt menschliche Gesten in codierte Muster und bewahrt dabei Spuren des "Begreifens" an der Schnittstelle von Handwerk und digitaler Produktion.
Als eine der frühesten Formen algorithmischen Denkens ist Weben tief in der Kulturgeschichte verankert. Sogl erforscht, wie diese Praxis Sinnlichkeit, Wahrnehmung, Intuition und taktile Wissensformen im digitalen Kontext ausdrücken kann. Sie hinterfragt westliche Konzepte, die digitale Informationen als abstrakt und losgelöst von physischer Präsenz betrachten – obwohl Algorithmen aus materiellen Praktiken entstehen. Durch die Transformation digitaler Entwürfe in die physisch-taktile Realität von gewebten Textilien überbrückt sie diese Gegensätze, lotet den Raum zwischen 0 und 1 aus und untersucht, wie verkörperte Praktiken neue Interaktions- und Seinsformen ermöglichen können. (Dr. Marion Bornscheuer, Museum Moderner Kunst Wörlen, Passau)
Published: 06/05/2025