Design als Haltung
Design is an enabler of progress, for bad and for good: Designers stand between revolutions and everyday life. [They] have the ability to grasp momentous changes in technology, science, and social mores, and to convert them into objects and ideas that people can actually understand and use.
Paola Antonelli, Designkuratorin in Broken Nature (2019)
Was Paola Antonelli, Designkuratorin am New Yorker MoMA, hier beschreibt, gilt keineswegs erst heute. Schon immer war Design ein Vermittler zwischen dem Menschen und der gestalteten Umwelt: im Umgang mit dampfbetriebenen mechanischen Maschinen ebenso wie bei der Verwendung von Apps, Webseiten oder Streaming-Plattformen, beim Einkaufen ebenso wie beim Flirten, bei der Orientierung in einem Gebäude ebenso wie in der Präsentation dessen, wer wir sein wollen. Letztlich haben Designer*innen – heute mehr denn je – die Aufgabe, Komplexität und Wandel zu vermitteln, sodass wir alle uns in der Welt, mit der Welt und miteinander besser zurechtfinden. Damit wird Design zu einer Haltung, einer Art zu denken. Und weil Design immer in Rückkopplung mit der Gesellschaft agiert, agiert es auch immer politisch, ungeachtet dessen, ob die handelnden Designer*innen politisch denken oder nicht.
Anhand von zwei groben Themenbereichen nähern wir uns in Theorie und Praxisbeispielen auch unserer eigenen Haltung im Design. Nach einem Einführungsseminar widmen wir uns zunächst Fragen rund um Design, Feminismus und Gender. Im Juni findet eine Studienfahrt zur Milan Design Week statt. Dort und danach wird es um die Beziehung zwischen Design, Mensch und Natur gehen.
Wir werden regelmäßig Texte lesen und diskutieren, dennoch geht es nicht um eine vollumfängliche theoretische Ergründung der jeweiligen Themen. Vielmehr werden wir versuchen, die gelesenen Texte in Beziehung zur eigenen Arbeit zu setzen, eine Haltung zu den besprochenen Themen zu entwickeln bzw. zu formulieren und diese auch zu vermitteln. Jede*r Teilnehmer*in wird einen der Texte im Unterricht präsentieren und anschließend eine Diskussion darüber leiten.
Unter anderem wollen wir dabei Fragen wie die folgenden erörtern: Welche Rolle spielen Design und Designer*in in einer komplexen Welt? Wie gehen wir mit Unsicherheit und Unbekannten um? Wie verhalten wir uns angesichts von allgegenwärtiger Krise und Widersprüchlichkeit? Wie ändert sich unser Blick auf Design, wenn wir die Arbeitsweise, Werke und Positionen (ehemals) marginalisierter Personen betrachten? Nach welchen Mechanismen und Prämissen wird Designgeschichte geschrieben? Wer wird - auch heute - gesehen, wer nicht? Frei nach Joseph Beuys: Was können wir tun? Wie müssen wir denken?
Darüber hinaus gibt es zwei Semesterprojekte. Den ersten Themenblock schließen wir mit der Produktion eines kurzen Podcasts ab, den zweiten mit der Kuratierung und Organisation eines kleinen akademie-internen „Filmfestivals“ (mangels besserer Bezeichnung fürs Erste in Anführungszeichen). Das Ziel dieses zweiten Projektes ist es, Ende Juli an zwei Abenden nach Einbruch der Dunkelheit zwei oder mehr Filme zu zeigen, die sich um Haltung, Design, Mensch und Natur drehen.
Prof. Amelie Klein
Kunst- und Designbezogene Wissenschaften
Raum 67
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