Umformung, Umwertung, Umcodierung - Über die Umnutzung (von Dingen) lautet das Thema des klasseninternen Danner Wettbewerb 2025 in der Klasse für Schmuck und Gerät. Die Aufgabe bestand darin, durch Transformation etwas Neues entstehen zu lassen, ob auf inhaltlicher, ideeller oder persönlicher Ebene. Bezugnehmend auf Mangelsituationen, Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit, Personalisierung, Massenwahre oder Erinnerung ließen die Studierenden materielle, Kulturelle, soziale und persönliche Aspekte in die Transformationsprozesse einfließen, um Wertstoffe, Abfallprodukte und Dinge durch Veredelung und Aufwertung sichtbar zu machen.
Die Jury – bestehend aus Christine Lörincz (Architektin und Kuratorin FrischesDesign), Ruth Schneider (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Goldschmiedehaus Hanau) und Florian Weichsberger (Künstler) – war von der Qualität der Arbeiten beeindruckt und würdigte den Aufwand sowie die eingehende inhaltliche Auseinandersetzung mit dem gestellten Thema.
Kayang Ryu (erster Preis)
Es ist das Abschirmende und zugleich Aufnehmende, was der Arbeit Shelter Permeable von Kayang Ryu innewohnt. Sich wortwörtlich unter einen Schirm stellen zu wollen nimmt einen starken Handlungsbezug zur Intention des Schützenden, mit Materialien, die im täglichen Gebrauch sind. Schwämme und Lappen wollen wegwischen, reinigen, in sich aufnehmen, was nicht mehr gesehen und gespürt werden soll.
Die patchworkartig zusammengenähten Elemente wirken auf den ersten Blick bunt und heiter. Erst bei näherer Betrachtung verdeutlicht sich, dass die Materialien Wasser in sich aufsaugen würden und in eine Last transformieren könnten. Die Schwämme und Lappen erfahren eine Zweckentfremdung, die eine Ambivalenz entstehen lässt. Wie lange kann der Schutzschirm äußere Einflüsse aufsaugen, bis sie durchdringen? Wie durchlässig ist der Schirm? Shelter Permeable lässt Metaphern zu, die darüber nachdenken lassen, in welchen Intensitäten der eigene Körper Umgebungen aufsaugt, wann er sich abschirmen will und wann er durchlässig wird. Das Zusammenspiel von Materialität, Gestaltung und Inhalt der Arbeit überzeugte die Jury.
Azuki Yamazaki (zweiter Preis)
Azuki Yamazaki nimmt mit ihrer Arbeit starken Bezug auf das Bedürfnis, Beheimatung mit sich tragen zu wollen. Ihre zweiteilige Arbeit wirkt wie eine Häutung, die etwas hinter sich lässt: an den Nagel gehängt (Decke), um weiterzuziehen, Transformation zu erfahren (Kleid). Mit Alte Decke fragt Azuki Yamazaki danach, was von dem Gefühl des Zugedecktseins bleibt. Eine Lücke, die sich durch die Aussparungen in der verbliebenen Decke sichtbar macht. Der Versuch, etwas Vertrautes mitzunehmen, kann gleichzeitig limitieren oder einengen. Die Arbeit markiert ein Spannungsfeld von Sehnsucht und Einengung, Gefühlen zu Gegenständen, die nicht eins-zu-eins übersetzbar sind.
Sophia E. L. Tartler (dritter Preis)
Die Arbeit Erbgut von Sophia E. L. Tartler spielt mit Konnotationen. Die auf den ersten Blick unscheinbar wirkende Perle wurde aus Menstruationsblut gefertigt. Als gesellschaftliches Tabu-Thema wird es in eine Form transformiert, die an klassischen Perlenschmuck angelehnt ist. Perlen werden, entgegen der Menstruation und dem Menstruationsblut, mit Reinheit, Jungfräulichkeit und Reichtum in Verbindung gebracht. Die Form der Perle gibt dem Menstruationsblut eine Umkehrung und gleichzeitige Zuwendung. Sie betont das Überlebenswichtige des Blutes, welches gleichzeitig ein Informationsträger ist. Ebenfalls symbolisiert die Kette in ihrer Materialität das Zyklische. Die Kette aus Gold, ein beständiges Material und Erbstück, stellt einen Wert dar, der Vergänglichkeit und Zyklen von Geburt und Tod übersteht.
Veröffentlicht: 17.06.2025