Relationalität
als das Miteinander-in-Beziehung-treten über das Besprechen und Erleben von Kunst. Dabei geht es um das konkrete Sehen, Beschreiben, Sprache finden, Diskutieren, Lernen, Streiten über und mit den künstlerischen Arbeiten. Wie kann „Radikales Zuhören” eingeübt werden? Nicht die passive Rezeption, vielmehr der Vorschlag für einen Gruppenprozess als Teil emphatischen Lernens. Wie können wir uns auf grundverschiedene Positionen einlassen? Wie schaffen wir es, nicht in Antagonismen zu verfallen? Wie praktizieren wir ein Innehalten und die Reflexion eigener Impulse vor dem Gegenargument? Wie gehen wir mit dem um, das wir nicht verstehen und das sich uns verschließt? Diese Fragen sind eine Vorbedingung, um die Hierarchien in der Wissensproduktion aufzubrechen. Es geht darum, ein Bewusstsein über die eigene Positionierung zu entwickeln und in einen Prozess des gemeinsamen (Selbst-)Hinterfragens einzutreten. Wie gelingt uns eine nicht nur testweise Verschiebung der Perspektive und des eigenen Standpunkts, sondern eine Öffnung der Perspektiven?
Übung/Probe
als das Unfertige, die Skizze – also den künstlerischen Prozess zu begreifen als eine Form des Denkens, des Überprüfens, Ausprobierens, Scheiterns und Verwerfens. Die Klasse als die gemeinsame Praxis, die gemeinsame Etablierung eines Raums, der es erlaubt, in einen Raum des „Ausprobierens“ angstfrei einzutreten und ihn zu nutzen. Arbeiten in der Gruppe: das Entwickeln und Präsentieren von Ausstellungsformaten an Kunst-nahen und Kunst-fernen Orten, das Umsetzen von subversiven Aktionen, das gemeinsame Entwickeln von Formaten und Veröffentlichungen. Im Zentrum steht nicht zwingend der Umgang mit bestimmten Materialien und Kenntnissen, sondern die Idee, die nach einer spezifischen Umsetzung verlangt. Welche Fertigkeiten muss ich, müssen wir uns aneignen? Was ist notwendig, um die Idee auszudrücken? Das Ziel ist ein reflektierter, der Arbeit gerecht werdender Umgang mit Materialien und Medien.
Kontext und Konditionen
Was sind die Rahmenbedingungen, in denen Kunst stattfindet? Welche Rolle spielen Bildungs- und Kulturpolitik? Was passiert mit der eigenen künstlerischen Praxis, wenn sie das Atelier verlässt? Wie lässt sie sich im Kontext Schule denken? Aber auch: was sind die Konditionen des eigenen Arbeitens an der Akademie und in der Schule und welche Auswirkungen haben sie auf das Arbeiten? Wie können wir diese gemeinsam innerhalb des Klassenverbands adressieren und ausloten?
Repräsentation
in ihrer künstlerischen, sozialen und politischen Dimension, die sich nicht nur mit Körpern auseinandersetzt, sondern elementarer Bestandteil postkolonialer Kritik ist.
Repräsentation als die Darstellung, das Zeigen, die
Sichtbarmachung, aber auch das Vertreten-Sein bzw. das
Vertreten.
Welche Blickregime werden in der Arbeit etabliert oder sich zunutze gemacht? Welche Hierarchie gibt es zwischen denen, die schauen, und denen, die angeschaut werden? Was strukturiert den Raum, und wie ist der Raum strukturiert? Gibt es den einen Punkt, der die Illusion einer objektiven Betrachtung verspricht? Wer bzw. was befindet sich außerhalb des Bildes? Was ist der Kontext der Arbeit und der Betrachtung? Wer spricht hier aus welcher Position… über wen oder was?
Es geht um die Dekonstruktion und Überwindung zentraler Annahmen des kolonialen Diskurses, der sich auch auf weitere Bereiche der Wissensproduktion wie das Verständnis von Nationalstaatlichkeit, Familie und Geschlechterverhältnissen ausweiten lässt. Die Kunstakademie als der Ort der Repräsentation, in dem es nicht nur um das Darstellen, das Zeigen, die Sichtbarmachung geht, sondern auch um das Bilden des eigenen Vermögens, die Welt auch anders zu begreifen.