Er war ein passionierter und inspirierter Lehrer. Eines Tages, er unterwies gerade einen Basiskurs, ging er, noch während er seine Vorlesung hielt, aus dem Raum. Er entschwand einfach ... verließ die Klasse inmitten eines Satzes. Die Studenten, die mit seiner Art noch nicht vertraut waren, blieben sitzen, bis die Veranstaltung offiziell zu Ende war, und bewegten sich dann, recht verwirrt, nach draußen. Ein Geräusch zog ihre Blicke aufwärts; hoch oben kreiste ein kleines Flugzeug, einmotorig, weit über dem Klassenraum. In dem Moment verstanden sie – das ist ihr Lehrer – Professor, Dichter, Mathematiker, Philosoph und nun auch Flieger, Himmelsstürmer. Er näherte sich just in dem Moment, wie aus dem Nichts; ein Flugzeug, das 3.000 Fuß über dem Klassenzimmer tanzt.
Wie gelingt eine wahrlich inspirierte Lehre? Ich will nicht fliegen, erwäge kein Pilotentraining. Wie also gelingt es?
Indem man das Objekt des Studiums und dessen Horizont zusammenbringt, man Klassenzimmer und 3.000 Fuß wird. Man sich in Praxis, Erfahrung, im Gegenstand, Prozess und Material gründet und zugleich, dies detailliert, den grenzenlosen Blick beschreibt, den jeder neue Gegenstand eröffnet. Man innerhalb des Klassenzimmers und auch jenseits davon ist.
Wenn ich meine Klasse darstellen müsste, ich würde mehr nicht sagen. Dem Piloten ist all das selbstverständlich längst bekannt; die unmittelbare Erfahrung, ein jeder Handgriff hat es ihn gelehrt.
(the program is in English, for details please see https://pavilion27.com)
Pavillon 27 – Die Klasse von Prof. Michael Stevenson ist ein praktischer Kunstkurs mit dem Schwerpunkt Objekte zu produzieren und unsere Beziehungen zu ihnen zu verstehen. Im Vordergrund steht eine forschungsbasierte und materialorientierte Herangehensweise der künstlerischen Praxis mit einem breiten Spektrum skulpturaler Medien; Holz, Metall, Kunststoff, Keramik, Stoff, Film, Performance usw..
Material und Prozess sind die Basis künstlerischer Produktion. Wenn sie auf eine außergewöhnliche und vielleicht sogar befremdliche Art und Weise zusammenkommen, wird etwas wirklich Neues produziert, was wiederum Raum für neue Kommentare und Erkenntnisse schafft.
Die Klasse dient ebenfalls als Denkfabrik. Neuerdings haben sich die Diskussionen und Aktivitäten auf Automatisierung, die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine sowie Lernen in der Praxis konzentriert. Das Programm von Gastkünstler*innen, Kurator*innen usw. umfasste bisher: Sofia Hultén, Anthea Hamilton, Simon Starling, Tacita Dean, Annika Eriksson, Gabriel Kuri, Morgan Fisher, Chris Evans, Sam Durant, Will Holder, Michael Taussig, Raimundas Malašauskas, Maria José De Abreu und Maria Loboda.
Zu den gemeinsamen Aktivitäten gehören Ausstellungsprojekte, Workshops, Filmvorführungen, Performances sowie Einzel- und Gruppendiskussionen über studentische Arbeiten.
Die Klasse unternimmt außerdem Städtereisen, Exkursionen zu Ausstellungen oder besucht diverse Industriestandorte, um mehr über deren technologische Prozesse und Produktionen zu erfahren.
Regelmäßige Ausstellungen in der Akademie Galerie gehören ebenso zum Studienprogramm wie wöchentliche Diskussionen im Pavillon zu den künstlerischen Arbeiten – im fortgeschrittenen und fertigen Zustand – der Studierenden.