Studium der Malerei als zeitgenössisches Medium künstlerischen Ausdrucks am Lehrstuhl für Malerei bei Prof. Susanne Kühn und Angela Stiegler
Malerei ist nicht nur eine Markierung auf einem Bildträger im Raum. Malerei bedeutet nicht nur das Medium Farbe, dessen Form und ihre komplexe Geschichte. Malerei ist vor allem ein offener künstlerischer Prozess, der unsere Zeit sichtbar machen kann.
In einem Bild kann ablesbar sein, welche Inhalte zur Disposition gestellt werden; in welche künstlerischen Sprachen und Zeichen die Bildmarkierungen übersetzt sind; ob und wie sich die Malerei in ihrem gesellschaftlichen Umfeld verknüpft, welche Emotionen Einfluss nehmen und wie Farbe als visueller Eindruck des Lichts zum Ausdruck des komplexen Denkprozesses und der Wahrnehmung wird.
Erst durch die zeitliche Abfolge der malerischen Markierungen bilden diese Kernpunkte einen Prozess. Dabei ist jede dieser Markierungen vom kreativen und reflexiven Denken und der subjektiven sowie kollektiven Haltung der Künstler:innen abhängig, die sich in der Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt, ihren Erscheinungsformen und ihrer Materialen geformt haben.
Welche Bedeutung hat dieser komplexe Prozess nun konkret für die Entstehung eines Bildes? Was ist überhaupt ein Bild? Wie kann man heute beispielsweise noch Stadtlandschaften, Farbfelder oder Ornamente malen, wenn unzählige künstlerische Ausdrucksformen der Malereigeschichte sich bereits an diesen Sujets abgearbeitet haben? Welche Möglichkeiten werden beim Malen eines Menschen realisiert, die das Bild zu einem spezifischen Werk werden lassen?
In der Klasse Kühn möchten wir die Fähigkeiten der Student:innen freisetzen, diesen spannenden, höchst offenen Entstehungsprozess von Malerei kennenzulernen und bewusst einzusetzen.
Durch die gemeinsame Analyse des Entstehungsprozesses der studentischen Werke, durch die Erkundung eigener formaler, medienspezifischer- oder übergreifender und inhaltlicher Interessen und Präferenzen, durch das Erlernen von und das Experimentieren mit malerischen Techniken und Ausdrucksweisen und durch das Weiterentwickeln des Begriffs ‚Malerei’ in den Dimensionen der heutigen realen und virtuellen Welt soll in der Klasse eine Plattform entstehen, in der nicht nur das fertige Bild Ausdruck des malerischen Schaffens ist, sondern vor allen Dingen auch die Diskussion, die sich an diesem Werk entzündet.
Bei unseren Klassenbesprechungen werden regelmäßig die Werke der Student:innen in simulierten Ausstellungssituationen in unseren Räumen gezeigt und unter Einbeziehung künstlerischer Strategien, kunsthistorischer und zeitgenössischer Positionen, sowie autobiografischer und diskursiver Texte diskutiert. Kleingruppengespräche, die auch in digitalen Formaten stattfinden können, dienen der gezielten Analyse der Arbeiten und geben wichtige Impulse für ihre Weiterentwicklung.
Ausstellungsprojekte, eingeladene Künstler:innen, Workshops und Studienreisen vermitteln den Student:innen eine Grundlage, um über die Selbstinszenierung der eigenen Arbeit zu reflektieren und eine eigene oder kollektive Position zwischen Präsenz, intellektuellem Konzept und malerischer Haltung zu finden.