Mit Selbstbewusstsein oder Unsicherheit agieren; mit Redseligkeit oder Schweigen. Dazwischen sprechen, Zwischenräume des Sprechens/Zwischengespräch. Unterbrechen, rebellieren – aber nicht nur. Sich verweben, umarmen, nachdenken und mitfühlen. Ambikulturell. Zu sein. Vermittlerisch zu sein, Handlungsmacht zu besitzen.
(The Interlocutory Agency)
Der Titel der Klasse von Prof. Kyambi Interlocutory Agency stammt von dem mittelalterlichen lateinischen Wort interlocutorius, das vom lateinischen interloqui stammt und soviel wie 'unterbrechen'. In diesem Fall ist der unterbrechende Agent kein Rebell ohne Grund, sondern ein notwendiges Element, das in den künstlerischen Prozess eingebettet ist und einen Raum des Sprechens dazwischen verkörpert.
Unsere Klasse macht sich die transformative Kraft des Dialogs im Kontext der eigenen künstlerischen Praxis zunutze. Ziel ist es, ein Umfeld zu schaffen, das organische Zusammenarbeit, Engagement, aktive Teilnahme, personalisierte Forschung/Praxis und interdisziplinäre Ansätze insgesamt fördert. Interlocutory Agency steht im Gegensatz dazu; es unterbricht und diskutiert gleichzeitig die derzeit etablierten Normen in der künstlerischen Ausbildung. Anstelle von zielorientierten, perfektionistischen Verfahren erforscht der Kurs den kreativen Prozess als dynamisches und dialektisches Handeln. Dabei geht es um die Gestaltung von Beziehungen auf mehreren Ebenen: mit dem eigenen Selbst und der eigenen künstlerischen Praxis, mit anderen und deren künstlerischer Praxis sowie im Kontext unseres Bildungsumfelds. Die Studierenden haben die Möglichkeit, sich darüber klar zu werden, wie sie sich in ihrer Praxis positionieren wollen, praktische Fähigkeiten zu erwerben, um dies zu erreichen und der Welt/den Welten, in der/denen wir leben, einen Sinn zu geben.
Wir beschäftigen uns mit Themen wie Identität, Erinnerung und Geschichte, Natur, Erziehung, Animismus und Mythologie. Wir durchqueren die Umsetzung und Synthese von interlokalen Erkundungen und betonen das erfahrungsbezogene Engagement, die Methoden des Unfugs und die transformativen Prozesse. Gemeinsames Reframing durch westliche Bildung und intuitive Wissensquellen sind integraler Bestandteil des pädagogischen Prozesses. Darüber hinaus lädt die Klasse von Prof. Kyambi externe Kuratoren, Künstler und kritische Denker ein, sich mit der Praxis der Studierenden auseinanderzusetzen und Workshops zu leiten, um Alternativen zur Moderation und eine Vielzahl von Erfahrungen in Bezug darauf zu erkunden, wie Ihre Praxis von einem Publikum und seinen Kontexten interpretiert wird.
Die Studierenden arbeiten vor Ort zusammen und interagieren physisch im Atelier. Sie untersuchen und bearbeiten gemeinsam die Antworten auf die im Lehrplan enthaltenen Texte. Folglich ist jeder Einzelne, entweder als Individuum oder als Untergruppe, zusammen mit Prof. Kyambi Teil eines Netzwerks, in dem sie im Voraus oder spontan entscheiden können, welche Rolle sie spielen wollen. Die Studierenden werden ermutigt, die drei C's bewusst zu aktivieren - kritisch zu sein (Critical), die Gnade der Fürsorge zu verkörpern (Care) und sich im Konstruktiven zu erden (Constructive).
Prof. Syowia Kyambi ist seit dem 1. November 2023 Gastprofessorin an der AdBK Nürnberg. Die Gastprofessur wird durch das Spitzenprofessurenprogramm (SPP) des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst gefördert.