Die Lehrveranstaltungen der Professur für Allgemeine Kulturwissenschaften richten sich an alle Studierenden der AdBK Nürnberg und zielen darauf, zeitgenössische Debatten der Kulturwissenschaft und Philosophie als auch deren historische Grundlagen einzuführen und zu diskutieren.
Thematisch verorten sich die Lehrveranstaltungen an der Schnittstelle der französischen Philosophie nach 1945, der postmarxistischen Kulturkritik und der poststrukturalistischen Sprachtheorie. Diese Denkrichtungen haben nicht nur die kulturwissenschaftlichen Debatten entscheidend mitgeprägt, sondern auch das ästhetische Vokabular unterschiedlicher Kunsttheorien der Gegenwart. Die Professur für Allgemeine Kulturwissenschaften widmet sich der Vermittlung dieser Genealogien sowie der Grundbegriffe, Hauptprobleme und Methoden philosophischer und kulturwissenschaftlicher Forschung. Darüber hinaus untersuchen die Lehrveranstaltungen die sich wandelnden Funktionen, die moderne Wissensformen, künstlerische Praktiken oder Disziplinen wie die Psychoanalyse, die Ethnologie und die Linguistik für das Verständnis von Gesellschaft, Politik und Subjektivität haben.
Im Mittelpunkt steht dabei beispielsweise die anhaltende Relevanz der psychoanalytischen Verschiebung von einer bewusstseinszentrierten zur unbewussten Auffassung des Denkens, des Sprechens und des Handelns sowie die Frage danach, ob die strukturalistische Auseinandersetzung mit der Materialität und Instabilität symbolischer Systeme produktive Anhaltspunkte für das Verständnis der heutigen Destabilisierung des Politischen und der verschärften Krisenhaftigkeit des globalen Kapitalismus bieten könnte. Berücksichtigung finden außerdem diejenigen Gegenwartstheorien, die sich von den philosophischen, epistemologischen und kulturkritischen Ansätzen des kontinentalen Strukturdenkens am deutlichsten abgrenzen wollen: vornehmlich die „neuen Materialismen“ oder auch die Philosophie der Lebenswissenschaften in ihrer Beschäftigung mit Themen wie Neuro-Plastizität und Epigenese. Diese Ansätze betonen die Notwendigkeit eines erneuten Paradigmenwechsels: vom Wort zurück zum Objekt, von der Sprache zurück zum Körper, von der Epistemologie zurück zur Ontologie.
Indem die Lehrveranstaltungen der Professur Kulturwissenschaft solche zeitgenössischen Ansätze in Relation zu scheinbar überwundenen Theorien und begrifflichen Zusammenhängen untersuchen, sollen Begriffe, Theorien und Methoden in ihrem komplexen und mehrschichtigen – interdisziplinären, geschichtlichen und gesellschaftlichen – Zusammenhänge erfahrbar werden. Aus diesem Grund besteht die wichtigste Aufgabe des kulturwissenschaftlichen Lehrangebots an der Akademie schließlich und nicht zuletzt in der Förderung des kultur- und wissenskritischen Denkens sowie in der Auseinandersetzung mit den Interpendenzen zwischen Wissenschaft, Kunst und Kritik.